Vor ein paar Wochen hat die AAP 12 Löwen aus einem Zirkus in Frankreich gerettet. Kürzlich wurden die 9 Jungtiere, die zwischen 4 und 5 Monate alt sind, erstmals medizinisch untersucht. Dabei konnten wir sie anhand ihrer Namen identifizieren, haben jedoch leider auch mehrere Gesundheitsprobleme festgestellt, die auf schlechte Ernährung zurückzuführen sind.
Gesundheitsprobleme
Von den 9 Jungtieren sind 6 weiblich und 3 männlich. Laut den Informationen der Mikrochips wurden fünf von ihnen Anfang Juli geboren: die Weibchen Dada, Tresor, Artemis und Jazz sowie das Männchen Tzigane. Diese Löwenbabys haben weißes Fell. Tzigane hat eine Fehlbildung an der Wirbelsäule, wodurch sein Herz in einer falschen Position liegt und gegen die Lunge drückt. Jazz hat vermutlich durch einen Unfall nur noch einen halben Schwanz und leidet an einer Stoffwechselknochenerkrankung sowie einem gebrochenen Ellbogen.
Die anderen vier Löwenbabys haben braunes Fell und wurden Mitte August geboren: die Männchen Degas & Siam und Weibchen Maranie & Zamba. Beide Weibchen sind in kritischen Zuständen. Sie sind zwar genauso alt wie ihre Brüder, aber deutlich kleiner. Röntgenaufnahmen haben außerdem gezeigt, dass Siam einen Bruch im linken Vorderfuß hat.
Außerdem haben alle Tiere Darmparasiten und müssen zunächst behandelt werden, bevor sie ins Außengehege dürfen.

Auf den zwei Fotos sieht man, dass die Löwenbabys Maranie und Zamba deutlich kleiner sind als der Rest.


Knochenprobleme
Bei der Untersuchung der Löwenbabys wurden auch ihre Wirbelsäulen und Gliedmaßen vermessen. Zusätzlich wurden Röntgenaufnahmen gemacht, um die Knochendichte zu bestimmen. Dabei stellte sich heraus, dass einige Tiere aufgrund der schlechten Ernährung in ihren ersten Lebensmonaten Knochenschäden aufweisen.

Der Gesundheitszustand des kleinen Tzigane ist besonders besorgniserregend. Seine Wirbelsäulenfehlstellung bewirkt, dass sein Herz gegen die Lunge drückt.


Gesunde Ernährung
Die neun Löwenbabys befinden sich zusammen mit ihren Müttern Jaia und Rubine in AAPs Quarantänebereich. Alle Löwenbabys sind bereits abgestillt, suchen aber immer noch regelmäßig ihre Mütter auf um zu saugen. Wahrscheinlich um bei ihrer Mutter Trost zu finden. Der Speiseplan der Tiere wurde an ihre Bedürfnisse angepasst, sodass sie jetzt Nahrungsergänzungsmittel erhalten, um Defizite auszugleichen und sicher heranzuwachsen. Dabei werden die kleinen Löwen genau beobachtet, um ihre gesunde Entwicklung sicherzustellen.

Überlebende einer schrecklichen Vergangenheit
Wir haben die neun Löwenbabys zusammen mit ihren Müttern und dem Männchen Bryan aus verdreckten Transportwagen eines französischen Zirkus gerettet, der sie von Ort zu Ort geschleppt hat. Unsere Untersuchungen zeigen, dass die Tiere mangelhaft ernährt wurden und keinerlei tierärztliche Versorgung erhielten. Ihr Gesundheitszustand ist daher äußerst besorgniserregend.
Soweit wir feststellen konnten, sind diese neun Welpen nicht die einzigen Tiere, die der Zirkus gehalten hat. Offenbar sind bereits andere Welpen gestorben, bevor wir eingreifen konnten. Das zeigt, wie grausam die Lebensbedingungen für die Löwen dort waren.

Wir setzen alles daran, dass sich die zwölf Löwen so schnell wie möglich erholen, damit sie endlich ein würdevolles Leben führen können.
Löwen und Zirkus in Deutschland
Deutschland ist das letzte EU-Land, das bisher weder ein Verbot noch Einschränkungen für den Einsatz von Wildtieren im Zirkus eingeführt hat. Die deutschen Leitlinien für die Haltung von Tieren in Zirkusbetrieben sind ebenfalls nur Empfehlungen. Viele dieser Tiere leiden unter schweren gesundheitlichen Problemen und Verhaltensstörungen, die auf die Dressur, die ständigen Transporte sowie die nicht artgerechte Unterbringung zurückzuführen sind. Zwar sollen einige Tierarten im aktuellen Entwurf zur Änderung des Tierschutzgesetzes verboten werden, doch die zu weit gefassten Ausnahmeregelungen lassen es in vielen Fällen weiterhin zu, diese Tiere zu halten. Ein generelles Verbot von Wildtieren im Zirkus wäre jedoch notwendig, um das Leid der Tiere in der Manege endgültig zu beenden.