Exotische Haustiere

Der internationale Handel und die Haltung exotischer Tiere bedroht das Wohlergehen der Tiere und stellt eine Gefahr für Arten- und Naturschutz sowie gesellschaftliche Sicherheit und Gesundheit dar.

Der Handel mit exotischen Haustiere

Die Europäische Union und Deutschland gehören zu Umschlagplätzen für exotische Tiere. Jährlich werden hunderttausende Wildtiere auf Tierbörsen, im Internet oder im Zoohandel verkauft. Oft locken günstige Preise und trendige Social Media Videos Interessierte an, sich exotische Haustiere zu kaufen. Untersuchungen der Eurogroup for Animals zeigten 2023, dass mehr als 2000 Tierarten und zehntausende Individuen werden online zum Verkauf angeboten, – 63% davon ohne Angaben zur Herkunft. 
 
Dabei stellt der internationale Wildtierhandel ein großes Problem für den Arten- und Naturschutz dar. Denn viele Exoten werden immer noch direkt aus der Wildnis gefangen. Trotz der entstehenden Schäden für Natur, Tierwelt und Mensch können diese Tiere legal nahezu unkontrolliert gehandelt werden.
 

Die Tierschutzorganisation Pro Wildlife hat in ihrer Studie „Endstation Wohnzimmer“ fünf Jahre lang (zwischen 2010 und 2014) Inserate von exotischen Heimtieren auf den beiden größten deutschsprachigen Internetplattformen analysiert. Davon handelte es sich um 2800 Raubtiere aus 73 verschiedenen Arten und 2400 Affen aus 54 Tierarten. Insgesamt hatten die Tiere einen Handelswert von 8 Millionen Euro.

Exotische Tiere sind ungeeignete Haustiere

Flughunde im Wohnzimmer? Geparden im Garten? Ein Kapuzineräffchen im Kinderzimmer? Etwa 500 Millionen Tiere werden in Europa zu Hause gehalten, darunter nicht nur Hunde und Katzen, sondern auch exotische Säugetiere, Reptilien, Amphibien, Vögel und Fische. Oft ganz legal, auch in Deutschland. Von hier hat AAP inzwischen mehr als 200 Exoten aufgenommen – darunter Berberaffen, Paviane und Schimpansen. Was viele nicht wissen: In Deutschland werden europaweit die meisten exotischen Tiere verkauft – und das hat schwerwiegende Folgen.

Tierleid

Exotische Tiere sind als Haustiere häufig ungeeignet. Sie sind an das Leben in der freien Wildbahn angepasst und ihre Versorgung ist so anspruchsvoll, dass die meisten Laien damit überfordert sind. Die Folge: Die Tiere leiden oder sterben vorzeitig. AAP nimmt viele schlecht gehaltene Tiere auf, die zu dick oder zuckerkrank sind, unter verformten Knochen und schwachen Muskeln leiden oder verhaltensgestört sind.

Gefährdung der Artenvielfalt

Der Handel mit exotischen Tieren gefährdet die wild lebenden Arten auf unserer Erde. In Afrika, Asien und Südamerika werden selbst bedrohte Tiere mit Netzen und Fallen gefangen und als „Haustiere“ nach Europa verkauft. Einige Arten sind deshalb vom Aussterben bedroht. Ob ein Tier legal oder illegal gehandelt wird, ist für die Käufer meist nicht zu erkennen.

Verdrängung einheimischer Tiere

Es kommt regelmäßig vor, dass exotische Haustiere entkommen oder von ihren Haltern ausgesetzt werden. Das schadet unserer Natur. Exoten haben in Europa oft keine Feinde, breiten sich aus und verdrängen einheimische Tiere. Ganze Ökosysteme werden so gestört. Die Bekämpfung von invasiven Arten kostet die Europäische Union jedes Jahr geschätzt 12 Milliarden Euro.

Gesundheitsgefährdung

Auch für Menschen bringt die Haltung von exotischen Wildtieren Risiken mit sich. So können einige Arten Menschen ernsthaft verletzen – allein durch ihre Körperkraft, Bisse oder Kratzer. Andere Arten übertragen Krankheitserreger, so geschehen etwa bei der Covid19-Pandemie. Von den exotischen „Haustieren“, die AAP aufnimmt, trägt jedes siebte Tier solche potenziell gefährlichen Keime.

Immer mehr exotische Haustiere werden abgegeben

Auffangstationen für Exoten berichten, dass immer mehr überforderte Halter:innen ihre Tiere abgeben – weil sie krank, zu groß, zu teuer oder aggressiv werden. AAP ist täglich mit diesem Problem konfrontiert: Zwischen 2010 und 2020 hat sich die Zahl der Rettungsanfragen für exotische Tiere verdreifacht. Viele Tiere kommen auch aus Deutschland – Affen machen hierbei den größten Anteil aus. 

AAP und viele Auffangstationen sind aber bereits voll und können nur noch eine begrenzte Anzahl von Tieren aufnehmen. Dennoch steigt die Zahl der Anfragen ständig. Zwischen 2012-2022 haben wir 886 Rettungsanfragen erhalten. Da wir aber bereits am Kapazitätslimit sind, konnten wir nur 109 Tieren helfen. Im Zeitraum 2001-2011 haben wir 372 Anfragen erhalten und konnten 97 Tiere aufnehmen. 

Die Kosten für den Betrieb unserer Auffangstation und die Versorgung der Tiere tragen wir allein. Nur durch Spenden können wir die Tiere angemessen versorgen. Allein im Jahr 2022 betrugen die Kosten für die Rettung, Rehabilitation und Unterbringung der von AAP aufgenommenen Tiere 6.466.085 Euro. 

Wofür AAP sich stark macht

Wir wollen Tierleid nachhaltig vorbeugen – mit einer Positivliste für Haustiere. Unabhängige Fachleute bestimmen dabei, welche Tiere geeignete Haustiere sind. Diese Listen können regelmäßig aktualisiert werden und sehen Übergangsfristen für schon vorhandene Haustiere vor. Neun EU-Länder haben bereits Positivlisten. Deutschland gehört nicht dazu. Das wollen wir ändern und arbeiten dafür mit deutschen Organisationen und Poltiker:innen zusammen.

Unsere Erfolge

Wir sind ein Expertise-Zentrum zur Positivliste für Haustiere und teilen unsere Fachkenntnis gerne. Unsere Fachleute informieren und klären auf – in Vorträgen, auf Veranstaltungen und bei Treffen mit Entscheider:innen. Dabei arbeiten wir mit anderen NGOs zusammen und beraten Regierungen in der gesamten EU. Das Ergebnis unserer erfolgreichen Lobbyarbeit? Die Positivliste wurde bereits in mehreren EU-Staaten wie Belgien, Frankreich, Litauen, Luxemburg, den Niederlanden, Slowenien und Zypern angenommen.

Aktuell unterstützen wir auch Länder, in denen die Positivliste noch diskutiert oder entwickelt wird, darunter Deutschland und Italien. Gemeinsam mit der Eurogroup for Animals setzen wir uns für eine einheitliche Positivliste in der Europäischen Union ein. Auch hier machen wir Fortschritte: Die überwiegende Mehrheit der EU-Mitglieder ist inzwischen dafür, die Vorteile zu prüfen

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