Baden-Württemberg – Letzte Woche rettete AAP Berberaffen Beatrix aus einem Leben in Einsamkeit. Leider ist ihre Geschichte nur eine von vielen. Mit der aktuellen Überarbeitung des Tierschutzgesetzes könnte man aber eine Positivliste entwickeln, die geeignete Haustiere definiert. Dies würde das Leiden unzähliger exotischer Lebewesen wie Beatrix beenden und zahlreiche Gesundheits- und Sicherheitsprobleme für Mensch und Tier bekämpfen.
Nachdem der örtliche Zoo geschlossen wurde, blieb der 20-jährige Berberaffe Beatrix zurück und lebte viele Jahre lang in Einsamkeit. Als ihr Besitzer starb, erbten Verwandte Beatrix und waren schockiert. In ihrer Trauer sollten sie sich plötzlich um ein so komplexes Wildtier kümmern. Verzweifelt baten sie um Hilfe und wandten sich schließlich an AAP, um den Berberaffen bei sich aufzunehmen. Mit ihrer Erfahrung in der Rettung und Rehabilitation exotischer Säugetiere aus Privatbesitz oder aus der Unterhaltung konnte AAP Beatrix und ihren Besitzern helfen. „Ich bin schockiert, dass Wildtiere wie Beatrix immer noch als Haustiere gehalten werden. Wir haben beschlossen, sie so schnell wie möglich zu retten“, erklärte AAP-Generaldirektor David van Gennep.
In freier Wildbahn leben Berberaffen wie Beatrix in Bergregionen in Marokko oder Algerien mit bis zu 100 Artgenossen. In der Wirklichkeit musste sie jedoch in einem kleinen Gehege ohne jeglichen sozialen Kontakt kauern. Das Alleinsein ist für einen so geselligen Affen eine Qual, die sie zu einem asozialen, aggressiven Tier macht. Dadurch wurde trotz ihres Alters und starken Übergewichts der Umgang mit ihr schwierig, da sie auch Fachleute beißen wollte. Glücklicherweise konnte sie sicher in die Tierambulanz gebracht werden. Einer der überraschten Erben war den Tränen nahe: „Danke, dass Beatrix eine Chance auf ein besseres Leben mit Artgenossen hat.“
Die Notwendigkeit einer Positivliste für Haustiere
Beatrix‘ Geschichte hat eine positive Wendung genommen. Sie ist jedoch nur eines von vielen exotischen Tieren, die als Haustiere leiden. In Beatrix‘ Heimatland Baden-Württemberg sind die Regeln für die Haltung von Wildtieren besonders locker. Selbst Tiger, Berberaffen und viele andere Wildtiere können als Haustiere gehalten werden. Allzu oft führt dies zu furchtbaren Lebensbedingungen, aus denen die Tiere entkommen wollen und können. Dabei verletzen sie sich selbst und auch unbeteiligte Menschen. Außerdem können exotische Tiere Krankheiten übertragen, die öffentliche Gesundheit gefährden. Wie könnte man diese Probleme lösen? Die Antwort von David van Gennep ist klar: „Ein Primat ist eindeutig kein geeignetes Haustier. Die Positivliste ist der effektivste, transparenteste und wirtschaftlichste Weg, den Besitz exotischer Haustiere zu regeln. Eine solche Liste hätte diese Tragödie verhindern können.“
Derzeit überarbeitet die Regierung das Tierschutzgesetz. Dies eröffnet eine einmalige Chance, das Leben exotischer Haustiere grundlegend zu verbessern. Der Minister für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir, hat bereits seine Unterstützung für eine Positivliste angekündigt. Wissenschaftliche Erkenntnisse unterstreichen den Nutzen eines solchen Instruments. Deshalb setzen sich AAP und verschiedene Tierschutzorganisationen für eine schnelle Umsetzung ein. In einer Positivliste definieren unabhängige Experten geeignete Heimtiere. Als Basis dafür dienen Kriterien wie Tiergesundheit, öffentlichen Sicherheit, Artenschutzes und weitere Aspekte. Dabei wird die Positivliste ständig aktualisiert, sobald neue Erkenntnisse vorliegen. So werden Arten auf die Liste hinzugefügt oder entfernt. Anstatt auf Unfälle zu reagieren und bestimmte Tierarten zu verbieten, folgt eine Positivliste dem Vorsorgeprinzip. Sie verhindert Probleme, bevor sie entstehen.