Die Studie „The Darkness Behind the Spotlights” zeigt, wie es exotischen Zirkustieren in Europa wirklich geht.
AAP berichtet, dass 9 von 10 geretteten Zirkustieren unter körperlichen oder geistigen Verletzungen leiden. Dabei leiden 8 von 10 Tieren gleich unter mehreren Problemen. AAP betreibt zwei große Rettungszentren für exotische Säugetiere, die aus Privatbesitz, Zirkussen oder illegalem Handel stammen. Die Ergebnisse der Studie sind laut AAP unmissverständlich: Wenn Wildtiere dazu gezwungen werden, im Zirkus aufzutreten, ist ihr Wohlergehen gefährdet. Daher sollten exotische Tiere im Zirkus verboten werden.
In dem Bericht mit dem Titel „The Darkness Behind the Spotlights“ wurde der Gesundheitszustand von 73 Tieren untersucht, die zwischen 2015 und 2021 aus Zirkussen aus Frankreich, Spanien, Deutschland und anderen Ländern zu uns gebracht wurden. Die untersuchten Tiere traten jeweils mindestens ein Jahr lang in einem Zirkus auf. Fast die Hälfte der Tiere wies äußere Verletzungen auf. Zum Beispiel hatten Löwen, Tiger und Pumas Wunden oder ihre Krallen waren gewaltsam abgeschnitten worden. Zwanzig Tiere litten an mittleren bis schweren gesundheitlichen und verhaltensbedingten Problemen, die oft mehrere Behandlungen erforderten. Drei Tiere hatten so schwere Verletzungen, dass sie kurz nach ihrer Ankunft eingeschläfert werden mussten, da man ihnen nicht mehr helfen konnte. Körperliche Verletzungen sind jedoch nicht die einzigen Schäden. Mehr als ein Viertel der Tiere zeigte Verhaltensstörungen, die ihr Wohlergehen teils schwer beeinträchtigten. So neigten einige Tiere dazu, sich selbst zu verletzen.
Hinter den Zahlen leiden Lebewesen
Dina: Als Zweijährige verkauft, als Siebenjährige abgegeben
Berberaffe Dina wurde in einem kleinen Zoo geboren und im Alter von 2 Jahren an einen Zirkus verkauft. Hier musste sie sieben Jahre lang auftreten. Im Frühjahr 2016 willigte ihr Besitzer schließlich ein, sie abzugeben. Als Dina in Almere ankam, schien erst alles in Ordnung zu sein. Doch ihre Eckzähne waren unverhältnismäßig kurz. Wahrscheinlich hatte ihr Besitzer die Zähne absichtlich gekürzt, um Dina leichter zu kontrollieren. Außerdem war Dina aufgrund ihrer schlechten Ernährung stark übergewichtig. Die medizinische Untersuchung stelle zudem mehrere Herpes-Viren und Parasiten fest. Wir haben Dina aufgepäppelt und sie lebte noch glücklich fünf Jahre mit einem Partner zusammn.Hans hat noch nie einen Artgenossen gesehen
Zusammen mit Dina konnte auch der Japanmakake Hans gerettet werden. Hans hatte entzündete Haut und Zähne. Parasiten hatten seinen Körper befallen. Unsere Tierärzte und Tierärztinnen versorgten Hans und haben ihn gesund gepflegt. Da Hans nur mit Dina aufgewachsen ist, wusste er überhaupt nicht, wie sich Japanmakaken typischerweise verhalten. Selbst jetzt, nachdem er seit fünf Jahre mit Artgenossen zusammenlebt, brüllt er immer noch wie ein Berberaffe. In Almere teilt sich Hans sein Gehege mit einem Weibchen. Hier wartet er auf ein gutes Zuhause für immer.Deutschlands Alleinstellungsmerkmal
Aufgrund der häufigen Transporte über weite Strecken, der unzureichenden Unterbringung und der erzwungenen Interaktionen zwischen Mensch und Tier sind Zirkustiere besonders anfällig für Unterernährung, Verhaltensstörungen oder körperliche Probleme. Die meisten EU-Mitgliedsstaaten haben diese Problematik erkannt, und besondere Regulierungen oder Verbote eingeführt. Deutschland ist die Ausnahme in Europa. Hier gibt es bis heute noch keine Regelung, die das Leiden der Tiere beendet. Laut einer Untersuchung der Eurogroup for Animals aus dem Jahr 2021 treten mehr als 150 Wildtiere in rund 75 Zirkussen in Deutschland auf. Der Großteil (45 %) davon sind Großkatzen wie Löwen und Tiger. Ohne ein klares Verbot leiden diese und andere exotischen Tiere täglich in Deutschlands Zirkussen.
Nur Gesetze können das Problem beenden
Obwohl wir im Laufe der Jahre viele exotische Tiere retten konnte, leiden immer noch Hunderte in Zirkussen. Ohne strengere Vorschriften, insbesondere in Deutschland, wird diesen Tiere weiterhin täglich geschadet. Deshalb möchten wir unsere 50-jährige Erfahrung in der Tierrettung nutzen, um zusammen mit Entscheidungsträgern in ganz Deutschland bessere Tierschutzgesetze zu gestalten. Der vollständige Bericht „The Darkness Behind the Spotlights“ ist hier erhältlich: Download.