AAPs Geschäftsführer David van Gennep trägt einen der betäubten Affen vom Käfig zum Transporter.

Haustiere: Berberaffen aus Hessen gerettet

Vorgestern rettete AAP drei Berberaffen, die als Haustiere gehalten wurden. Die Tiere lebten in einer Gruppe zusammen und kamen aus einem Zirkus, einem Zoo und einer Privathaltung. Es braucht neue Gesetze, um Tiere und Menschen zu schützen und ihr Wohlergehen sicherzustellen. Derzeit wird das Tierschutzgesetz überarbeitet und AAP empfiehlt die Einführung einer bundesweiten Positivliste, die regelt, welche Tiere als Haustiere geeignet sind.

Hinter einer Tankstelle in einem Industriegebiet leben drei Berberäffchen. In der Natur würden sie in Familienverbänden weite Bergregionen bewohnen. In Deutschland spielt sich ihr Leben in drei Käfigen zwischen einem morschen Klavier und zwei zerbrochenen Plastikflamingos ab. Genauso zusammengewürfelt, wie die Unterkunft der Tiere ist auch ihre Herkunft. Berberaffe Judy lebte als Haustier auf einer Kamelfarm. Sie leidet unter einer Fehlstellung der Beine, da sie falsch gefüttert wurde. Äffchen „Frau Rothenhöfer“ trat im Zirkus auf, bis sie nicht mehr gebraucht wurde. Beide Tiere wurden verschenkt. Die Kleinste, „Frau Hebermehl“, wurde für 600€ von einem Zoo verkauft, weil dieser sie nicht aufziehen wollte. Eine alarmierende Situation: Unerwünschte Exoten aus Zirkus und Zoo werden an Privatpersonen abgeschoben oder verkauft.

Schieben schlechte Zirkus und Zoos ihre Tiere an Privathaushalte ab?

Die Haltung exotischer Tiere ist sehr teuer und kann Besitzer schnell überfordern. Ein süßes und gutmütiges Jungtier kann schnell kräftiger und aggressiver werden. Plötzlich ist es als Haustier absolut ungeeignet. Wenn exotische Tiere in Zirkussen und sogar in einigen schlechten Zoos ihren Zweck nicht mehr erfüllen, werden sie regelmäßig entsorgt, d. h. ausgesetzt, oder als Haustiere verkauft. Zum Teil, weil es keine Tierheime gibt oder weil es billiger ist. Die Besitzerin aus Gernsheim hat den Tieren dieses Schicksal erspart und sie aufgenommen. Doch sie merkte schnell, dass der Aufwand und die Kosten der Haltung immens waren. Trotz bester Absichten konnte sie den Tieren kein artgerechtes Leben bieten. Von 2012 bis 2022 hat AAP ca. 700 Rettungsanfragen aus Deutschland erhalten. 

"Wir erhalten so viele Anfragen aus Deutschland, dass wir nur einen Bruchteil retten können. Das Problem muss an den Wurzeln gepackt werden. Es braucht neue präventive Gesetze zum Umgang mit exotischen Haustieren.”​

AAPs Geschäftsführer David van Gennep trägt einen der betäubten Affen vom Käfig zum Transporter.
AAPs Geschäftsführer David van Gennep trägt einen der betäubten Affen vom Käfig zum Transporter.

Affen sind keine geeigneten Haustiere – außer in Deutschland

Obwohl Berberaffen nicht artgerecht gehalten werden können, zählen sie in Hessen und anderen Bundesländern als normale Haustiere. Da nationale Gesetze zur Haltung exotischer Tiere fehlen, hat jedes Bundesland eigene Gesetze erlassen. Dadurch entstehen Lücken in der ohnehin chaotischen Gesetzgebung. So sind in Hessen Löwen als Haustiere verboten, aber in Baden-Württemberg problemlos möglich. 

"Es ist absolut unverantwortlich, dass solche Tiere gehalten werden – im Sinne der Tiere, aber auch für die Sicherheit der Menschen. Es braucht ein bundesweites Verbot.”

Das sieht auch die Mehrheit der Deutschen so: Eine repräsentative Umfrage zeigt, dass 90 % den Handel und die Haltung exotischer Tiere stärker regulieren wollen. 81 % der Befragten sind für ein Verbot.

Berberaffe "Frau Hebermehl" sitzt angespannt in ihrem Käfig.
Berberaffe "Frau Hebermehl" sitzt angespannt in ihrem Käfig.

Probleme verhindern, bevor sie entstehen

Da derzeit ein neues Tierschutzgesetz erarbeitet wird, appelliert AAP an die Politik: Es bietet sich die einmalige Chance, die Probleme mit Exoten endlich zu lösen. Mit einer Petition empfiehlt AAP die Einführung einer Positivliste für Haustiere. Diese Liste definiert bundesweit, welche Tierarten als Haustiere geeignet sind und gehalten werden dürfen. Unabhängige Experten bestimmen die zulässigen Tierarten und können dabei Kriterien wie Tiergesundheit, Sicherheit und Artenschutz berücksichtigen. Gibt es neue Erkenntnisse aus der Forschung, wird die Positivliste aktualisiert. David van Gennep ruft deswegen auf: „Bitte unterstützen Sie unsere Petition. So sorgen wir gemeinsam für ein Europa ohne Tierleid.“

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